Tic-Störung

Als Tics werden unwillkürliche, rasche, wiederholte, nicht rhythmische motorische Bewegungen oder Lautproduktionen bezeichnet, die offensichtlich keinem Zweck dienen. Es wird demzufolge zwischen motorischen und vokalen Tics unterschieden. Außerdem werden Tics gemäß ihrer Komplexität in einfach und komplex unterteilt. Einfache motorische Tics äußern sich beispielsweise in Blinzeln, Schulterzucken oder Grimassieren. Die meist langsameren komplexen motorischen Tics wirken scheinbar zweckgerichtet und umfassen z.B. Kratzen, Greifen, Klatschen und Hüpfen. Sonderformen stellen Kopropraxie (Ausführen obszöner Gesten) und Echopraxie (Nachahmung der Bewegungen anderer Personen) dar. Eine vergleichbare Unterscheidung erfolgt bezüglich vokaler Tics. Komplexe vokale Tics (Sprechen von Silben, Wörtern oder Sätzen, Summen) muten teilweise wie sinnvolle Äußerungen an, während einfache vokale Tics (Räuspern, Pfeifen, Schnüffeln, Husten, Bellen, Zischen) auf diese beschränkt und als solche klar erkennbar sind. Insbesondere Koprolalie (Sprechen von obszönen Wörtern) und Echolalie (Wiederholung der Wörter anderer Personen) können wie die motorischen Äquivalente zu sehr unangenehmen sozialen Reaktionen führen.

 

 

Tic-Störungen beginnen vor dem 18. Lebensjahr und treten vermehrt unter Anspannung (kaum im Schlaf) auf. Ein Wechsel der Tic-Symptomatik ist dabei typisch. Bei etwa 4-12 Prozent der Kinder im Grundschulalter kommt es zumindest vorübergehend (passager) zu Tics. Die stärkste Ausprägung stellt das Tourette-Syndrom dar, das bei weniger als bei einem Prozent der Kinder festgestellt wird. Häufig gehen emotionale Störungen, Zwangsstörungen, hyperkinetische Störungen, Schlafstörungen, Angststörungen, Depressionen und selbst-verletzendes Verhalten mit einer Tic-Störung einher.


Eine verhaltenstherapeutisch orientierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie wird meist von einer, unter ärztlicher Aufsicht durchgeführten, Psychopharmakotherapie begleitet. Da neurobiologischen Faktoren für die Entstehung und die Aufrechterhaltung der Symptome eine wesentliche Bedeutung zugeschrieben wird, ist diese medikamentöse Ergänzung der Therapie in der Regel nicht nur sinnvoll, sondern schlichtweg unverzichtbar.

 

Die Psychotherapie baut auf einer umfassenden multimodalen und multiaxialen Diagnostik auf. Es werden zusammen mit dem Kind/ Jugendlichen und dessen Eltern ein bio-psycho-soziales Ursachenmodell erarbeitet und auslösende sowie aufrechterhaltende Faktoren bestimmt. Neben psychoedukativen Elementen werden Entspannungstechniken eingeübt und Formen des Selbstmanagements trainiert. Es kommen außerdem beispielsweise eine besondere Art der Selbstbeobachtung, ein Kontingenzmanagement (zur Beeinflussung der Tic-Häufigkeit) und ein Habit-Reversal-Training (als Mittel zur Reaktionsumkehr) zum Einsatz.

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